Sonntag, 8. April 2012

2. Ein eigenes Familienwappen

In diesem Post soll es darum gehen, wie der Interessierte aktuell an ein eigenes Familienwappen gelangen kann. Der Aspekt der Recherche nach einem möglicherweise bereits vorhandenen Wappen wird hier nicht angesprochen. Dieser Post handelt von einer Neuannahme.

1. Allgemeines

Viele Personen, die sich für ein eigenes Familienwappen interessieren, wollen damit ein einmaliges Zeichen für sich und ihre Familie erhalten. Zu beachten ist hierbei, dass ein solches nicht nur sie selbst, sondern in erster Linie ihre Familie wiederspiegeln soll. Der Initiator dieses Familiensymbols wird als Wappenstifter bezeichnet. Natürlich ist es möglich Persönliches dieses Wappenstifters mit in die bildliche Darstellung einfließen zu lassen, wenngleich dies nicht die Oberhand gewinnen darf.

Im Rahmen der Vorbetrachtung muss noch erwähnt werden, dass es verschiedene Arten von Familienwappen gibt. Insbesondere das sogenannte "redende Wappen" ist momentan am beliebtesten. Hierunter versteht man eine Darstellung, bei der sich die Familiengeschichte aus den einzelnen Teilen des Wappens rekonstruieren lässt. Als Beispiel möchte ich hier mein eigenes Wappen anführen:

Gemäß einem Gutachten der Universität Leipzig wurde der Name Räbiger mit großer Wahrscheinlichkeit von Rabenschläue entlehnt. Dieser Bezug wird durch den Raben, aber auch den schwarzhaarigen Kriegsknecht dargestellt. 

Meine Vorfahren waren alle im Staatsdienst oder in der Landwirtschaft tätig. Erstgenannteres betraf vor allem das Soldatentum oder andere mit Staatsgewalt einhergehende Berufe. Dies wird durch die gekreuzten Schwerter und den Kriegsknecht, aber auch dem Dreschflegel verdeutlicht.

Der Hauptbezugsort ist Leipa, welcher sich von der "Ort am Lindenhain" herleitet. Dafür stehen die Lindenblätter.

Die Farben und auch die gekreuzten Schwerter deuten auf den Landkreis Lutherstadt Wittenberg, in welchem Leipa liegt.

Ein Großteil der heutzutage neugestifteten Familieninsignien sind redende Wappen. Bei den anderen handelt es sich logischerweise um solche, die keinen direkten Bezug aus dem Dargestellten herstellen lassen.


2. Am Anfang steht der Wunsch


Wie die Überschrift schon sagt, steht  zu Beginn der Wunsch nach einem eigenen Wappen, ohne dass meistens eine direkte Vorstellungen vom Aussehen oder Inhalt vorliegt. Da kann ich aber beruhigen, denn anfangs hat diese der Heraldiker ebenfalls nicht. Grundlage für alles weitere sind daher die Erhebungen von Informationen zur Person und seiner Familie.
 
Hierbei stehen die männlichen Vorfahren, die sogenannten Agnaten, im Blickpunkt. Das hier der Frauenstamm (die Cognaten) vernachlässigt wird, hat etwas mit der historischen Entwicklung und nicht mit anderen Dingen zu tun. Der Hauptgrund war dabei die Fortführung des Namens, welcher sich in der Regel bei den Männern nicht ändert, während Frauen häufig den Nachnamen des Partners übernehmen.

Was ist nun von Interesse. Folgende Punkte spielen eine entscheidende Rolle:

  • die Herkunft
  • wesentliche Bezugsorte
  • Berufe
  • durchgängige äußerliche Auffälligkeiten
  • durchgängige Charaktergemeinsamkeiten
Grundlage jeder heraldischen  Arbeit ist somit eine gewisse genealogische Erforschung der eigenen Familie. Nicht zuletzt, da die führenden Wappenrollen, wie die DWR vom Herold zu Berlin und NWR vom Kleeblatt e.V., eine Erhebung von Informationen von mindestens drei Generationen verlangen.


3. Der Weg ist das Ziel

Mit Vorliegen der zuvor geschilderten Informationen kann es nun an die ersten Entwürfe gehen. Grundsätzlich gilt hierbei, dass Jeder dies selbst angehen kann. Hierfür ist allerdings eine intensive Beschäftigung mit dem Thema und den heraldischen Regeln notwendig. So gilt es Größenverhältnisse oder die Farbregeln einzuhalten oder die einzelnen Figuren in einer bestimmten Art darzustellen. Es wäre doch sehr schade, wenn ein für Sie gelungener Entwurf dann seitens heraldischer Vereine abgelehnt oder von anderen Kundigen belächelt wird. Günstiger ist hier die Zuhilfenahme eines Heraldikers.

In weiteren Posts gehe ich auf die wesentlichen heraldischen Grundregeln ein. Aufgrund der Fülle würden sie hier den Rahmen sprengen.

Entwürfe dienen vor allem dazu, sich die verschiedenen Darstellungs- und Farbmöglichkeiten bildlich vor Augen zu führen. Ein Wappen in der Vorstellung, welches anfangs favorisiert wurde, wird dann oftmals schnell verworfen. Mit jedem Entwurf nähert man sich dem eigentlichen endgültigen Symbol der eigenen Familie.


4. Was folgt nach dem Entwurf

Wurde mit den verschiedenen Entwürfen letztendlich IHR Wappen gefunden, kommt die Frage was nun folgt. Nun sie haben verschiedene Möglichkeiten. 
  • Sie lassen Ihr Wappen in eine anerkannte Wappenrolle eintragen.
  • Sie verzichten auf eine Eintragung und führen Ihr Wappen ohne diese Registrierung.
Was ist nun besser? Nun das kommt auf Ihren Geldbeutel und Ihre Vorstellungen an.

Wappenrollen

Mit Wegfall der Monarchie starben auch die staatlichen Heroldsämter aus. Deren Aufgaben übernahmen eingetragene Vereine. Die beiden bekanntesten und anerkanntesten habe ich bereits weiter oben benannt. Diese Vereine führen die Wappenrollen weiter.

Deren selbstgestellte Aufgaben sind u.a. die Prüfung der Einhaltung der heraldischen  Regeln durch Wappenausschüsse, das Führen von Wappenrollen, das Unterhalten von Bibliotheken und das Publizieren von Wappen. Durch die Registrierung und das damit verbundene Festhalten des Annahmedatums und des führungsberechtigten Kreises, sowie der Publikation soll der rechtliche Schutz Ihres Wappens gewährleistet werden.

Aber auch hier muss man Vorsicht walten lassen. Nicht jeder dieser Wappenrollen und Vereine steht auch wirklich für die Heraldik und der Einhaltung der Regeln. Einige haben dies als Geschäftszweig für sich entdeckt und handeln nicht im Sinne der Kunden.

keine Eintragung

Ein Wappen unterliegt nicht dem Schutz eines eigenen Paragrafen, sondern fällt mit unter dem § 12 BGB - dem Recht am Namen und dem Urheberrechtsgesetz. Wichtig ist hierbei, dass dem Gegenüber deutlich gemacht wird, dass es urheberrechtlich geschützt ist und es nicht einfach von jedem Anderen geführt werden darf. Hier reicht ein eindeutiger Hinweis bei der eigenen Verwendung, z.B. im Internet. Es wird dabei nicht anders behandelt, wie eigene Kunstwerke oder Schriften.

Als Beweis, dass Sie es selbst gestiftet haben und auch über die Führungsberechtigung bestimmen können, kann hier die Auftragserteilung und Rechnung des Heraldikers genutzt werden. Ich selbst stelle meinen Kunden eine Urkunde aus, die adäquat zur Wappenrolle alle wesentlichen Fakten enthält, damit Sie einen späteren Schutz einklagen könnten.

Was nun tun

In beiden Varianten genießen Sie die Möglichkeit eines eventuell notwendigen rechtlichen Schutzes. Es obliegt Ihnen, ob Sie den traditionellen Weg einschlagen wollen oder das Geld hierfür in etwas anderes investieren wollen. Für einen seriösen Heraldiker ist die Variante der Wappenrolle in der Regel schöner, da mit jeder Eintragung sein Ansehen in der Zunft steigt. Doch dies sollte nicht der Entscheidungsgrund sein.

In weiteren Posts wird es um die heraldischen Regeln oder den Möglichkeiten gehen, was man mit so einem Wappen anfangen kann.

Bis dahin

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