Samstag, 7. April 2012

1. Die Entstehung von Familienwappen

Zur Entstehung von Familienwappen gibt es eine Vielzahl an Theorien. Letztlich setzte sich aber die nachfolgend benannte als herrschende Meinung der führenden Heraldiker und Historiker durch.

Wie viele der heute gebräuchliche Dinge entstammt die Idee der Familienwappen ebenfalls kriegerischen Erforderlichkeiten. Im 12. Jahrhundert führten Verbesserungen in der Rüstungsindustrie zu einem Schutz, durch welchen die einzelnen Krieger kaum noch zu unterscheiden waren. Es kam zur Verwendung von Kettenhemden, Eisenrüstungen, Schilden und Helmen, durch welche sich die darunter liegenden Personen stark glichen. Im Schlachtengetümmel war es kaum mehr möglich Freund und Feind zu unterscheiden. Insbesondere der herrschende Adel wollte sich nach Außen klar definieren.

So kam es, dass weithin sichtbare Zeichen angebracht werden mussten. Doch wo war dies möglich. Das Schild, welches ein Krieger im Kampf schützend vor seinem Körper hielt und welches somit seinem Gegner direkt "anblickte", war hierfür mehr als prädistiniert. Es bot nicht nur genügend Platz, es war auch von jeher ein Statussymbol. Bis dato waren hier allerdings vor allem aus der Mythologie entlehnte Darstellungen aufgebracht, durch welche zum Einen der Feind eingeschüchtert  und zum Anderen der göttliche Beistand beschworen werden sollte. Mit der Zeit wurden diese nun durch Sinnbilder des Kriegers ersetzt. Natürlich wurden später auch kleinere Flächen genutzt. Diese hatten aber eher ästhetischen Wert.

Waren diese Bildnisse anfänglich persönliche Zeichen einer Person, die auch noch wechselten, entwickelten sie sich schnell zu einem beständigen Zeichen von ganzen Familien. Dies wurde unter anderem auch dadurch begünstigt, weil der Status im "Staat" wie Lehen, Titel und gewisse Ämter erblich wurden. Adelige Familien konnten somit auch bildlich vorzeigen, dass sie seit Generationen eine gewisse Stellung einnehmen, was der aktuellen Person mehr Ansehen brachte. Somit kam es dazu, dass Familieninsignien an die nächste Generation weitergegeben wurden. Hinzu kam die separate Entwicklung vom Siegelwesen und die Darstellung im persönlichen Umfeld und Habe.

Doch nicht jeder durfte ein solches Wappen führen. Derartige Familienbildnisse waren dem Adel vorbehalten. Anfänglich durfte selbst der niedere Adel diese nicht nutzen. Dies dauerte allerdings nicht lang an. Der einfache Mann hatte zu diesen harten Zeiten in der Regel auch andere Sorgen. Im Kampf waren sie mit den Zeichen des Adligen gekennzeichnet, der sie in die Schlacht führte oder für den sie kämpften. Lediglich die kriegerische Oberschicht - insbesondere die Ritter - verfügten über eigene Sinnbilder und zeigten diese auf den Schlachtfeldern.

Dieser Umstand hielt Jahrhunderte an. Zwischenzeitlich war das Wappenwesen bürokratisiert worden und wurde durch eine eigene "Behörde" betreut. Da diese Herolde allerdings an fast allen größeren Höfen anzutreffen waren, kann von einer einheitlichen Verfahrensweise und Dokumentation keine Rede sein. So ist es bis heute nicht möglich einfach mal nachzuschlagen. Die Recherche nach bereits existenten Wappen ist in der Regel nur mit Hinweisen und größerem Aufwand möglich. Auch bedeutet Namensgleichheit nicht zugleich Führungsberechtigung. Mehr hierzu gibt es in den weiteren Blogs.

Als das Bürgertum wirtschaftlich immer stärker wurde und nach einem vergleichbaren Status zum Adel anstrebte, hielten Familienwappen auch bei diesen Einzug. Mehr Geld bedeutete auch in diesem Bereich mehr Privilegien. In der bildlichen Darstellung wurde die Herkunft allerdings klar hervorgehoben. Bestimmte Symbole und Helme blieben dem Adel vorbehalten.

In der heutigen Zeit kann jede natürliche geschäftsfähige Person ein Wappen für seine Familie stiften bzw. selbst annehmen. Es gilt allerdings, dass die heraldischen Grundsätze einzuhalten sind. Die Heraldik ist eine eigene Hilfswissenschaft und jeder seriöse Heraldiker verbindet seinen Anspruch mit dem künstlerischen Handwerk.

Mehr im nächsten Beitrag.

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